„Wenn die Worte nicht stimmen, dann ist das Gesagte nicht das Gemeinte. Wenn das, was gesagt wird, nicht stimmt, dann stimmen die Werke nicht. Gedeihen die Werke nicht, so verderben Sitten und Künste. Darum achte man darauf, daß die Worte stimmen. Das ist das Wichtigste von allem.“
(Konfuzius 551-479 v. Chr.; chinesischer Philosop)
Dieses jahrtausende alte Zitat beschreibt ganz gut, warum es zwischen Kunden und Personal-Trainern immer wieder leicht zu Missverständnissen kommen kann.
Wenn es um die Zusammenarbeit zwischen Personal-Trainer (PT) und Kunden geht, dann ist es außerordentlich wichtig, dass die Informationen des jeweiligen „Senders“ auch unverfälscht beim jeweiligen „Empfänger“ ankommen.
Darunter ist Folgendes gemeint:
Ein Kunde sollte seinem PT mitteilen, was seine Ziele und Wünsche sind, damit dieser (PT) sich auch danach richten kann (von völlig unrealistischen Zielen wie z.B. 40 kg Körperfett in drei Wochen zu verlieren und ähnlichen Späßen mal abgesehen…).
Doch oft passiert es, dass der Kunde einerseits gar nicht weiß, was genau er will (was nicht Gegenstand dieses Artikels sein soll) und andererseits möglicherweise nicht die richtigen Worte findet, um seinem PT mitteilen zu können, was genau er eigentlich möchte.
Zur besseren Veranschaulichung ein kleines Beispiel (siehe Bild):
Ein Kunde (Sender) kommt zu einem Beratungsgespräch eines PT und erwähnt, dass er gerne KRAFTtraining und „Fitness“ machen wolle, sowie sich „straffen“ wolle.
Nicht selten kann es dann zu Kommunikationsproblemen kommen. Denn oft sind das, was der Kunde meint und das, was er sagt, zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.
Abbildung 1: Kommunikationsprobleme zwischen Kunde und PT, Quelle: Eigene Darstellung.
Bleiben wir bei unserem Beispiel und den drei genannten Aussagen des Kunden:
– Krafttraining
– Fitness
– Straffen
Dies sind die Begriffe die der Kunde benutzt (Warum er möglicherweise genau diese Begriffe benutzt, lassen wir mal außen vor.)
Der Kunde/Klient verbindet also mit diesen drei Begriffen eine bestimmte Vorstellung, die er versucht, genau so auch seinem PT mitzuteilen. Dies geschieht vermutlich in der Hoffnung, dieser würde genau das Selbe darunter verstehen.
Der Kunde meint aber vielleicht, dass er wieder die Figur haben möchte, mit der er in seine Lieblingsjeans passt und er damit positive Erinnerungen verknüpft. Unter Umständen hat er sie einst getragen, als er seine Frau kennengelernt hat.
Der PT (Empfänger) jedoch auf der anderen Seite hat auch eine eigene Vorstellung von diesen Begriffen, die der Kunde äußert.
So assoziiert er vermutlich mit einem Krafttraining wahrscheinlich ein Training nahe am Maximalbereich mit einer sehr hohen Intensität von 90-100% vom 1RM (also einer Last, die er einmal bewegen kann).
Unter „Fitness“ kann er sich unter Umständen aber etwas völlig anderes vorstellen als der Kunde, da die Definitionen des Begriffs „Fitness“ für beide etwas anderes bedeuten können. Denn was der Kunde unter „fit“ versteht, ist für den PT vielleicht nicht in die Kathegorie „fit“ einzuordnen.
Kein Wunder also, dass der PT auch unter „Straffen“ wohl eher eine andere Vorstellung haben kann als der Kunde.
Und hier kann es zu besagten Kommunikationsproblemen kommen.
Denn wenn ein PT nun seine Empfehlungen hinsichtlich Ernährung, Training usw. genau nach den vom Kunden geäußerten Informationen richtet, dann gehen die Empfehlungen des PT womöglich viel weiter, als die Wünsche des Kunden.
Der Kunde wollte womöglich kein Krafttraining für eine neuronale Anpassung und Verbesserung seiner Intramuskulären Koordination erreichen, sondern nur wieder in seine Lieblingsjeans passen.
Verwendet hat er aber den Begriff KRAFTtraining, versteht der PT womöglich eine Anpassung des Zentralen Nervensystems an Lasten, die sich nahe 100% des Leistungslevels befinden.
Also VER-steht der PT, was der Kunde sagt, aber er BE-greift nicht, weil die Begriffe nicht stimmen.
Der Kunde meinte wohl wohl Muskelaufbautraining mit dem er gleichzeitig seinen Stoffwechsel ankurbeln kann, um überschüssiges Körperfett zu verbrennen. Er will „sportlich“ aussehen.
Die Kunst des Zuhörens
In einer Zeit in der wir von multimedialen Reizen regelrecht bombardiert werden und an der permanenten Schwelle zur Reizüberflutung leben, ist das Zuhören zu einer antiken Kunst verkommen.
Das Zuhören ist zu einem Relikt aus alten Zeiten geworden, in denen die Leute noch ein Leben ohne Internet führten, sich offline trafen und noch in der Lage waren miteinander zu kommunizieren.
Ein guter PT wird dir sicher zuhören, um dir dann SEINEN Vorschlag für SEINE Vorstellung eines Trainings und SEINE Ernährungsvorstellungen zu unterbreiten.
Ein hervorragender Trainer wird dir aufmerksam zuhören, dich ausreden lassen und versuchen, den wahren Grund herauszufinden, warum du zu ihm gekommen bist, und er wird dir mitteilen wie er dir dabei helfen kann, genau das zu erreichen, was DU dir vorstellst!
Natürlich kann auch ein hervorragender PT keine abstrusen Wunschvorstellungen realisieren, aber er wird dich immer ermutigen und dich zu deiner Höchstleistung animieren.
Der Turmbau zu Babel
Wenn Kunde und Personal-Trainer eine gemeinsame Sprache sprechen, dann lassen sich auch bessere Ergebnisse erzielen. So sollten Kunden Ihrem Trainer ruhig ganz ehrlich sagen, warum sie wirklich trainieren wollen, ohne Ängste und ohne Scham.
Auf der anderen Seite sollten Trainer davon absehen, ihre Kunden mit Fremdwörtern zu bombardieren in der Hoffnung, sie würden damit intelligenter oder fachkundiger wirken.
Die Häufung (Akkumulation) von Fremdwörtern suggeriert nämlich meist nur Pseudokompetenz . ;)
Natürlich sollte ein PT seine Sprache auch an den jeweiligen Wissenstand seiner Kunden anpassen, um niemanden zu unter- oder überfordern.
Fazit
Schon im allerersten Gespräch ist es wichtig, alle Begriffe sauber zu definieren, um zu verhindern, dass die Vorstellungen und Wünsche eines Kunden vom PT nicht falsch aufgefasst werden.
So solltest du dir stets einen PT suchen, bei dem nicht nur die sprichwörtliche Chemie stimmt, sondern auch die die Sprache und deren Begriffe.
Zugegeben, in einer Welt in der alle nur noch von GAINZ, SQUATS und Co. Reden, das ist gar nicht mehr so einfach …
Lasse dich also von deinem PT nicht verwirren und hake ruhig nach, was er genau mit den Fremdwörtern meint, die er verwendet. Denn ein hervorragender PT sollte alles begründen können, was er dir empfiehlt!
Du siehst, Sprache ist von äußerster Wichtigkeit, damit wir uns nicht Gegenseitig VER-stehen, sondern BE-greifen, was unser Gegenüber von uns möchte.
Denn: „Wenn die Worte nicht stimmen, dann ist das Gesagte nicht das Gemeinte (…)“.
Welche Erfahrungen hast du mit der Kommunikation zwischen dir und Trainern gemacht? Hinterlasse einen Kommentar!
Mehr Infos unter: http://www.bernd-stoesslein.de/
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